Schon als Kind haben wir ihn gehasst, den vermutlich liebsten Spruch der Erwachsenen „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nie auf morgen!“, und doch haben wir die Bausteine nicht gleich nach dem Spielen aufgeräumt, die Hausaufgaben bis zum letzten Moment hinausgezögert und alle lästigen Pflichten stets auf morgen, übermorgen und nächste Woche geschoben. Auch nun als Erwachsene hat sich nicht viel an diesem Spiel geändert: Zum Sport gehen wir vielleicht morgen oder nächsten Dienstag, den Rasen können wir noch am Wochenende mähen, den Besuch bei den Eltern auf nächsten Monat schieben und auch die Steuer hat noch ewig Zeit. Naja, zumindest theoretisch!
Auch im Job verfällt man schnell in diesen Rhythmus und schiebt Projekte, Mails und Anrufe vor sich her und beschäftigt sich statt mit ungeliebten Aufgaben lieber mit etwas Anderem. Wenn der Chef aber plötzlich den Zwischenstand des Projektes sehen oder das Ergebnis des eigentlich angedachten Telefonates erfahren möchte, verfällt man dann plötzlich in Panik und Stress. Kennen Sie das?
Wenn nicht, dann gratulieren wir Ihnen, denn Sie sind nicht von der sogenannten „Aufschieberitis“ betroffen! Falls Ihnen die oben beschriebenen Situationen aber doch bekannt vorkommen, dann stecken Sie wohl fest in der Prokrastination.
Prokrastination – ein weit verbreitetes Phänomen
Wie oft haben Sie sich heute schon gedacht, dass Sie diese oder jene Aufgabe auch später noch erledigen können, statt sie direkt anzupacken? Wahrscheinlich mehr als einmal. Doch warum ist die Prokrastination, also das Aufschieben von Dingen so verbreitet? Vermutlich liegt das daran, dass die meisten Menschen am liebsten den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Doch Prokrastination ist nicht immer auf die leichte Schulter zu nehmen. Ob Sie die Spülmaschine noch am Abend oder erst am Morgen ausräumen, ist nicht kriegsentscheidend, aber wenn es um Aufgaben in Ihrem Job geht, kann ein Aufschieben ganz schnell negative Folgen haben.
So überwinden Sie die Prokrastination im Job
- Setzen Sie Prioritäten
Nehmen Sie sich jeden Morgen Zeit, die anstehenden Aufgaben des Tages zu sichten und sortieren Sie diese nach Prioritäten. Schreiben Sie sich dazu eine To-Do-Liste oder legen Sie sich einen Ordner an, in dem die Aufgaben in absteigender Reihenfolge von wichtig bis weniger wichtig bzw. schnell oder eher umfangreich in der Bearbeitung ablegen.
Nun können Sie sich je nach Biorhythmus entscheiden, wann Sie welche Aufgaben angehen. Sind Sie der Typ „Lerche“ sollten Sie wichtige Aufgaben möglichst noch am Vormittag abarbeiten, denn in dieser Zeit sind Sie am leistungsstärksten. Gehören Sie eher der Kategorie „Nachtigall“ an und haben nachmittags Ihre Höchstform erreicht, sollten Sie wichtige Aufgaben natürlich auf diese Zeit legen.
- Zerlegen Sie große Aufgaben und Projekte
Sie fühlen sich von der Größe und dem Umfang einer Aufgabe schier erschlagen und wissen nicht wo und wie Sie anfangen sollen? Dann sollten Sie sich kurz Zeit nehmen und die Aufgabe oder das Projekt in einzelne Teile zerlegen. Haben Sie statt eines großen fünf kleine To-Dos zu diesem Thema, fällt Ihnen der Start sicher leichter. Zudem sehen Sie schnelleren Erfolg, wenn Sie einen Teil der Aufgabe bereits lösen konnten.
3. Starten Sie den Selbstbetrug
Hört sich falsch an? Ist es aber nicht! Haben Sie eine Deadline für Ihre Aufgabe oder Ihr Projekt? Dann verlegen Sie diesen Termin in Ihrem Kalender einfach ein bisschen vor. So arbeiten Sie zwar mit mehr Zeitdruck, haben aber einen größeren Anreiz auch früher fertig zu sein. Die Zeit, die Sie Ihr Projekt vor der eigentlichen Deadline abgeschlossen haben bewirkt ein positives Gefühl, das sich auch in Ihrer Erinnerung verfestigen wird. Zudem haben Sie noch etwas länger Zeit, um mögliche Fehler auszumerzen.
- Vermeiden Sie Ablenkung
Sie lassen sich gerne und schnell ablenken? Bei ungeliebten Aufgaben ist eine Ablenkung stets ein willkommener Anlass, um wieder in Prokrastination zu verfallen. Führen Sie sich doch zunächst kurz vor Augen, was Sie für gewöhnlich ablenkt und schalten Sie dies Reize aus. Sie reagieren immer sofort auf einen neuen Mail-Eingang? Schalten Sie einfach den Benachrichtigungston aus. Sie fühlen sich von einem Kollegen gestört, der laut telefoniert? Dann sprechen Sie ihn darauf an und schließen ggf. die Tür. So können Sie konzentriert an einer Aufgabe dranbleiben.
- Analysieren Sie die Aufgabe
Fragen Sie sich zunächst, weswegen Sie eine Aufgabe vor sich herschieben. Haben Sie ganz einfach gesagt keine Lust diese Aufgabe im Moment zu erledigen oder steckt eine andere Blockade dahinter? Haben Sie vielleicht Angst Fehler zu machen? Oder fühlen Sie sich der Aufgabe nicht gewachsen? Dann sollten Sie diese Empfindungen genauer analysieren. Warum haben Sie diese Gefühle? Sind Sie an einer ähnlichen Aufgabe bereits einmal gescheitert oder sind fremd im Thema? Dann ist eine solche Angst nachvollziehbar. Dennoch sollten Sie diese Aufgabe als neue Chance sehen und dieser positiv entgegensehen.
Außerdem ist es auch wichtig zu analysieren welche Konsequenzen es hätte, wenn Sie die Aufgabe vor lauter Angst vorm Scheitern nicht beginnen oder aber möglicherweise bei der Bearbeitung einen Fehler machen. Schon beim Verbalisieren wird Ihnen auffallen, dass eine Verweigerung der Aufgabe wohl weitreichendere Folgen hätte.
- Fangen Sie einfach an
Stellen Sie sich nun folgende Frage? Was würde passieren, wenn Sie einfach mit der unangenehmsten Aufgabe starten? Vermutlich nichts, außer, dass Sie diese vom Tisch haben und nun Zeit haben, sich jenen Aufgaben zu widmen, die Ihnen mehr liegen.
Also, fangen Sie einfach an und zeigen Sie der Prokrastination die kalte Schulter!